Unbewusste Denkmuster in schwierigen Zeiten – sich selbst führen

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Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Allein, dass Du Dir die Zeit nimmst, diesen Artikel zu lesen, zeigt, dass Du Dir bestimmte Dinge bewusst machen möchtest. Vielleicht ist Dir noch nicht genau klar, was konkret. Dieser Artikel soll Inspiration liefern und beim Sortieren der Gedanken helfen.

Unbewusste Denkmuster oder auch Unconscious Bias führen zu Wahrnehmungsverzerrungen, ohne dass wir es mitbekommen. Wenn es also um das Führen meiner selbst geht, hilft es, sich einige Dinge, die gerade passieren, vor Augen zu führen. Also ins Bewusstsein zu holen und damit die Unconscious Bias zu reduzieren.

Während dieser Blog entsteht, überschlagen sich die Ereignisse durch die Corona-Krise. VUKA, Agilität, Digital Leadership sind nicht mehr nur Schlagworte, sondern für viele von uns mit Riesenschritten Realität geworden. Erst Lockdown jetzt Lockerungen. Da ist unser Autopilot gefragt – sonst kämen wir gar nicht mehr klar.

Unser Autopilot hilft uns durch den Alltag. Ständig sind wir gefordert, Sachverhalte und Menschen sowie deren Handlungen zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Das meiste tun wir, ohne lange nachzudenken. Würden wir dies nicht tun, wären wir gelähmt und schon nach kurzer Zeit völlig überfordert.

Das Problem des Autopiloten ist jedoch, dass hier das Auftreten unbewusster Denkmuster besonders wahrscheinlich ist. Er lässt uns auch Dinge tun, die uns nicht nützen.

Ein Blick auf die beiden Modi, in denen unser Gehirn nach Daniel Kahneman, Psychologieprofessor und Nobelpreisträger, aktiv ist, erklärt die Hintergründe unseres Autopiloten. Kahneman hat herausgefunden, dass unser Gehirn in zwei unterschiedlichen Systemen – dem „schnellem Denken“ und „langsamem Denken“ aktiv ist. Folgende Gegenüberstellung verdeutlicht den Unterschied dieser beiden Modi:

System 1, schnelles Denken:

  • unbewusst
  • automatisch, instinktiv und schnell
  • mühelos und ohne willentliche Steuerung
  • bildet Emotionen, Instinkte Intentionen

System 2, langsames Denken:

  • ist bewusst steuerbar
  • benötigt Aufmerksamkeit und Anstrengung
  • kann System 1 hemmen

Der Autopilot ist im „schnellen Denken“ verankert.

System 1 ist vor allem aktiv bei: Zeitdruck, Ablenkung, Erschöpfung. Alles Faktoren, die aktuell auf viele von uns zutreffen. System 1 lässt uns Entscheidungen als Folge unbewusster Denkmuster treffen. Dabei ist von uns gerade jetzt Rationalität gefragt.

Dagegen reduziert die Aktivierung von System 2 die Wahrscheinlichkeit unbewusster Denkmuster. Das bedeutet, dass wir uns bewusst vornehmen müssen, über manche Dinge aktiv nachzudenken, um sie uns ins Bewusstsein zu holen.

Die Frage ist also, wie wir unser System 2 aktivieren können bzw. lernen, es in solchen Situationen entsprechend zu nutzen. Also innehalten und keine Schnellschüsse machen.

Drei Tipps hierfür:

  1. Ausreichend Zeit für eine gründliche Analyse der Situation blocken. Setze ich mich also hin und überlege in Ruhe, was die wichtigen Themen sind, um die Weichen richtig zu stellen? Als Instrument eignet sich das bewährte Eisenhower-Modell, das vielen von uns bekannt ist und unten dargestellt wird.
  2. Die wichtigsten Dinge dann tun, wenn wir noch ausreichend Energie zur Verfügung haben. Das gilt auch für oben genannte Analyse. Langsames Denken erfordert mentalen Aufwand. Ich sollte mich einigermaßen fit fühlen – also nicht mit hungrigem Magen gedankliche Schwerstarbeit leisten.
  3. Die richtigen Hilfsmittel nutzen. Das bedeutet z.B. die eigentlich einfache Überlegung: „schreibe ich meinem Mitarbeitenden lieber eine Email oder telefoniere ich besser – vielleicht sogar mit Video?“

Und hier ein Refresher des Eisenhower-Modells

 

Es hilft, da es die Aufgaben nach den beiden Dimensionen zeitlich dringend und inhaltlich wichtig einteilt. Es beantwortet die Frage „Worauf verteile ich meine Zeit?“ Die zeitlich dringenden Aufgaben nehmen im Alltag oft einen zu großen Anteil ein – zu Lasten der eigentlich wichtigen Aufgaben.

Bei genauerer Betrachtung – und dazu dient das Eisenhower Modell – fällt aber auf, dass einige dieser Aufgaben gar nicht zum eigentlichen Erfolg meines Tuns beitragen. Diese Zeit gilt es, auf inhaltlich wichtige Aufgaben zu schiften. Also Zeitfresser erst zu identifizieren, dann abzustellen.

Das ist Selbstmanagement pur. Leichter gesagt als getan. Oft ist dieses Innehalten leider das Erste, was dem Handlungsdruck geopfert wird. Da wird die Zeit, die eigentlich für die Planung der nächsten Woche geblockt war, schon mal für die wichtige Telefonkonferenz über Bord geworfen.

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